Über 100 Jahre bleibt sich der SuS selber treu!
Das Jahrhundert des Bestehens kann aus vereinsgeschichtlicher Position in drei Perioden eingeteilt werden:
Ab 1919/1920 setzen die kleinsten Anfänge sich relativ schnell in eine Phase der ernsthaften Vorwärtsentwicklung um: Was im ersten Jahre nach dem Weltkrieg 1914-1918 beim Sportclub 19 nach zaghaften Versuchen vor dem Beginn des Völkerringens durch die Gründer Josef Jödden, Hans Lehmköster, Gerd Tenbrock, Franz Vogtt, Alois Niewöhner, August Bockhoff und Ignatz Beike in eine regelgerechte Formation umgewandelt wurde, bildete das feste Vereins-Fundament.
Parallel dazu gab es unter Carl Niewöhner und Paul Busch eine Jugendgruppe „Westfalia“, die sich dem Sport verpflichtete und in ähnlicher Art und Weise Format annahm. Aus dieser Urzelle entwickelte sich 1920 die DJK.
Beide Vereine gingen getrennte Wege. Die Hauptaktivitäten lagen bei den Sektoren des Männer-Fußballs und -Turnens. Die angegliederten Jugendabteilungen bewirkten den Fortbestand und die zahlenmäßige Ausweitung der Idee.
Schwere Krisenjahre sorgten in beiden Lagern dafür, dass voreilige Träume nicht zum Tragen kamen und die Existenz arg durchgeschüttelt wurde. Immer aber obsiegte der sportliche Geist und der unbeugsame Wille, allen Widerwärtigkeiten zu trotzen.
Unübersehbare Höhepunkte bildeten die ersten Fußballturniere und die Turnerfeste, an denen jeweils die Stadtbevölkerung regen Anteil nahm. Nicht zuletzt war es die sportliche Rivalität, die hüben wie drüben mit durchaus akzeptablem „Konkurrenzdenken“ die Triebfeder bildete. Damit war es aber 1933 vorbei.
Der TuS während der Diktatur
Über die Köpfe der Menschen hinweg wurde, mit dem Mäntelchen der „Volksgemeinschaft“ getarnt, nach der Auflösung der Zwangszusammenschluss vollzogen, die Vereinsbezeichnung auf „amtliche Anweisung“ gelöscht und in den Turn- und Sportverein (TuS) Stadtlohn umgewandelt.
Auch die Jahre der Diktatur sind Vereinsgeschichte. Sie wurden in erster Linie deswegen gut bewältigt, weil sich die Sportkameraden, vornehmlich die aktiven Fußballer und Turner, schnell zu einer Einheit fanden und sich hervorragend vertrugen. Der Leistungspegel wurde nach oben getrieben.
Die Fußballer spielten eine bestimmende Rolle in der damaligen 1. Kreisklasse, die dem Raum Gronau über Rheine und Ibbenbüren, Emsdetten, an Münster vorbei, mit Dülmen und Coesfeld zurück zur Grenze, einbezog. FC und Concordia Gronau, Borussia, BV und Rheine 09, Teuto Riesenbeck, SV Ibbenbüren, Borussia und Emsdetten 05, VfL Dülmen, Rasensport Coesfeld und ABC Ahaus waren Gegner und Rivalen in Spielen, die all denen, die sie miterlebten, unvergessen geblieben sind.
Der zweite Weltkrieg von 1939 bis 1945 machte dann einen rigorosen Strich durch alle Pläne und Träume des blühenden Sportvereins. Bis ins Jahr 1944 wurde der Spielbetrieb zwar in beschränktem Maße aufrecht erhalten, aber die Opfer, die von den jungen Sportlern an der Front gefordert wurden, mehrten sich unaufhörlich und nahmen von Jahr zu Jahr zu.
Zu Hause rückte die junge Generation der Jahrgänge 1924-1928 zwar nach, aber die durchweg noch jugendlichen Spieler waren überfordert, als sie z.B. 1941 den Weg in die Bezirksliga suchten und dabei an die vom Wehrdienst freigestellten Männer aus dem kriegswichtigen Zement-Ort Neubeckum scheiterten.
Vom TuS zum SuS – die Entwicklung geht voran
Es erscheint für alle Stadtlohner Einwohner, die das traurige Ende des Krieges überlebten und am 8. Mai 1945 aufatmeten, als endlich die Waffen schwiegen, heute noch fast unvorstellbar, dass schon am 19. Juli 1945, noch keine 10 Wochen nach dem letzten Schuss die Neugründung des Sportvereins beschlossen und vollzogen wurde. In der Bahnhofsgaststätte Holstiege trafen sich Heinrich Hesse, Gustav Nagelschmidt, und Reinhold Ueffing, alle ehemals SC 19 sowie Josef Schmäing und Aloys Vos, vordem DJK 1920, zur konstituierenden Versammlung.
In Anbetracht der um viele Jahre älteren Tradition der Basisvereine wurde hier später eine nötige Korrektur vorgenommen und endgültig die Bezeichnung Spiel- und Sportverein 1919/1920 (19/20) als eingetragener Verein beurkundet.
Sofort auf dem Wege nach oben
Von einem „Fußball-Wunder“ wird, wenn ein Spiel mit einer Riesenüberraschung endete, vielfach landläufig dahergeredet. Wer sich jedoch in Anbetracht der zerstörten Stadt Stadtlohn, der vielen Toten in der Heimat, den gefallenen Soldaten und den zu diesem Zeitpunkt noch massenhaft in der Kriegsgefangenschaft befindlichen Männern den Weg des Wiederbeginns des Spielers mit dem runden Leder in Erinnerung zurückrufen kann, hat ein „Fußball-Wunder“ miterlebt. Es würde zu weit führen, an dieser Stelle allein die Materialbeschaffungsmaßnahmen, die Organisation der Fahrten in andere Spielorte usw. zu nennen: es gab Fußballschuhe. Es gab Trikots (in blauer Farbe, irgendwie herbeigeschafft), es gab Fußbälle (auch wenn sie Minuten vor dem Spiel noch von irgendeiner „Flickposition“ herbeigezaubert werden mussten).
Das war nur möglich, weil alle Stadtlohner, ob Sportinteressent oder nicht, mithalfen, den verantwortlichen Männern des SuS und vor allem den zurückkehrenden Spielern entsprechende Wege aufzuzeigen. „Kompensation“ heißt das Zauberwort! So waren es zunächst die Fußballer, die mit der 1. Kreismeisterschaft nach dem Kriege die Basis verdichteten: Sie stiegen in die Bezirksliga Münster auf und wurden nach dem ersten Jahr der neu gegründeten „Emslandklasse“ zugeteilt.
Seit nunmehr über 46 (!) Jahren war eine „Erste“ des SuS nicht mehr in der jetzigen Kreisliga A zu finden. Das besorgt seit Jahrzehnten die 2. Mannschaft. Es ist kein Hochmut, wenn der SuS sich im heimischen Bereich um die „berühmte Nasenlänge“ voraus einstuft.
Die Zielsetzungen realisieren sich
Die guten Vorzeichen, die aus den Jahren der Not und des Wiederaufbaues des Vereins stammten, bewahrheiten sich. In den Folgejahren nach dem 30jährigen Jubiläum, das innerhalb der zerstörten Stadt an Berkelstadion zum Ablauf der Festivalitäten noch ein Zelt benötigte, sorgten die Fußballer, Turner und Leichtathleten als Grundpfeiler der Abteilungen dafür, dass sich der SuS aus dem Gros der neuen und alten Nachbarvereine deutlich abhob und zu einem sportlichen Gütezeichen im münsterländischen Sport und dem angrenzenden Ruhrrevier wurde.
1952 gründete sich im Zuge der allgemeinen Entwicklung auch der ehemalige DJK-Verein neu. Es zeigte sich, dass die sportfreudige Bevölkerung der Stadt Stadtlohn durchaus in der Lage ist, zwei rührige Sportvereine mit all ihren Interessen zu beherbergen. Sie bewegen sich parallel in entsprechend ihrer moralischen Verpflichtung zum Wohle und zur Freude der Menschen. Ausgerechnet zum 40. Stiftungsfest des SuS hatten die Fußballer eine Besonderheit ersten Ranges zu bieten: Die 1. Mannschaft stieg zum 1. Mal in der Vereinsgeschichte in die Landesliga auf.
Das Fest im Saale des Gasthofes Schlüter am 2. Mai 1959 fiel dann auch entsprechend aus, als Josef Vos. Damals Abteilungsleiter der AH-Mannschaft, den Glückwunsch der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mit den Unterschriften von Sepp Herberger, Helmut Schön und dem 2. Assistenten, Georg Gawliczek (der die Stadtlohner von mehreren Schalke-Gastspielen kannte) überreichte. Der Abstieg aus der Liga 1963 wurde dadurch kompensiert, das sofort im folgenden Spieljahr der Wiederaufstieg in überlegener Manier erfolgt.
In „höhere Regionen“ stießen auch die Turner vor! Bei ihnen waren nach wie vor die Oberturnwarte Willi Kipker und Richard Heming die treibenden Kräfte, die es allerdings bei den traditionell begeisterten Turnfreuden leicht hatten, die gar nicht so niedrig angepeilten Zielsetzungen zu erreichen. Das Bezirks-Turnfest 1963 und die Teilnahme am Deutschen Turnfest in Essen mit vielen Siegerauszeichnungen ragten ebenso aus dem intensiv verbrachten Turnerleben heraus, wie das Bezirks-Kinder-Turnfest, das 1965 in Stadtlohn ausgerichtet wurde.
Das Spektrum der Sportarten wächst
Getreu seinen Initialen, als „SuS“ in der Tat ein Spiel- und Sportverein zu sein, wurde die Palette der Sportarten stetig verbreitert und entsprechenden Interessengruppen der Zugang zum SuS ermöglicht. Als „Neulinge“ galten dabei nicht die Leichtathleten, die sich aus einer Untergruppe der Turnabteilung formierten und schnell von sich in positivem Sinne reden machten. Mittlerweile völlig selbständig geworden, ist die enge Verbindung zu den Jahn-Jüngern aber heute noch gegeben.
Auf Sportlergenerationen können auch schon die Tischtennisspieler zurückblicken. Nach den ersten Gehversuchen Ende der 40er Jahre und der erneuten Aktivierung 1957 nahm die Abteilung, praktisch aus dem Nichts heraus, einen unerhörten Aufschwung. Die zum 50jährigen SuS-Jubiläum ausgedrückte Hoffnung, dass vornehmlich sehr junge Spieler einen „Durchbruch“ schaffen möchten, ist in einem hohen Maße in Erfüllung gegangen: Tischtennis und seine Sportler, das ist heute ein weiteres Markenzeichen des SuS.
Bald wurde auch Handball beim SuS gespielt. Die Abteilung ist stetig gewachsen und ist nach der Fußballabteilung heute die zweitgrößte Abteilung im SuS. Von den Senioren und Seniorinnen bis zur Ballgewöhnung gehen die Handballerinnen und Handballer auf Torjagd. Der Spielort der Handballer ist jedes Wochenende die Burghalle, die von den Handballern auf liebevoll „Burghölle“ genannt wird.
Durch das große Dodgeball-Event in Stadtlohn motiviert, entstand die Abteilung Dogdeball. Es ist eine kleine Abteilung die zusammen mit anderen Dodgeball-Vereinen der Umgebung schon an der Dodgeball EM teilgenommen hat.
Und zum Schluss
Ein Schlusswort zum SuS gilt insbesondere den Mitarbeitern, Trainern und Betreuern, die sich in allen Abteilungen in freiwilliger Art und verständnisvoller Weise für die Kinder und Jugendlichen einsetzen. Die Wichtigkeit ihrer Funktion steht ganz oben an. Ohne sie und ihre Opferbereitschaft wäre der Verein nicht dort, wo der nunmehr am Übergang zum 4. Vierteljahrhundert platziert ist. „Wer die Jugend hat, hat auch die Zukunft“ hat grundsätzliche Bedeutung. Beim SuS, wo die Bestätigung seit Generationen sichtbar demonstriert wird, soll das immer so bleiben.
Die jeweilige, in freier und demokratischer Wahl nominierte Vereinsführung hat es in all den Jahren verstanden, das Vereinsschiff auf sicherem Kurs zu halten. Auch dann, wenn der Seegang einmal härter wurde.
Ihm helfend zur Seite stand mit Rat und Tat der Beirat, der sich grundsätzlich als ein Gremium versteht, das positive Arbeit leisten, keinesfalls aber kontrollieren kann.
Nicht vergessen werden sollen die Förderer und Sponsoren, wenn es gilt, ein vorbehaltloses „Danke“ dafür zu sagen, dass es allen Verantwortlichen überhaupt möglich war, die über 100jährige Geschichte Revue passieren zu lassen.